Als Voraussetzung für diesen Artikel und zurzeit als allgemein anerkannt darf gelten, dass elektrische Zahnbürsten (EB) eine höhere Effizienz im Entfernen von Plaque und bei der Reduktion von Gingivitis, als Handzahnbürsten (HB) haben. (Sicilia 2002, Robinson 2005, Yaacob 2014) Ein weiterer Vorteil der EB ist die Steigerung der Compliance vor allem bei Patienten mit schlechter Mitarbeit bei der Parodontitisbehandlung (Hellstadius 1993).
Die Frage die mich bewogen hat diesen Artikel zu schreiben war: Können EB, die stetig weiter entwickelt werden, mit einer geringeren Putzzeit als 2 Minuten effektiv verwendet werden?
Die Frage rechtfertigt sich alleine dadurch, dass die tatsächliche durchschnittliche Putzdauer im Schnitt zwischen 30 und 60! Sekunden (Van der Weijden 1993) beträgt. Bei Zahnmedizinstudenten liegt der Wert etwa bei 90 Sek. (Ayer 1965) Leider gibt es kaum aktuelle Studien zum Thema. Im Lehrbuch Clinical Periodontology and Implant Dentistry (Lang u Lindhe S.710-711) wird eine interessante Studie (ohne Autorangabe) zitiert: es wurde nachgewiesen das 2 Minuten elektrisches Zähneputzen so effektiv sein kann wie 6 Minuten manuelles Zähneputzen! Van der Weijden stellte fest, dass für EB und HB das Optimum für Plaqueentfernung nach ca. 2 Minuten erreicht ist.
Genauer differenziert McCracken 2003: Nach 2 Minuten Putz Zeit mit einem Anpressdruck von 150g ändert sich der Plaqueindex nicht mehr wesentlich, selbst wenn die Putzzeit auf 3 Minuten verlängert wird und der Anpressdruck auf bis zu 300g verstärkt wird. (Abb.1)
EB lassen sich unterscheiden in alternierend-rotierend-oszillierende Bürsten und Schall bzw. Ultraschall betriebene Bürsten. Schall/Ultraschallbürsten weisen keine größere Effektivität im Vergleich zu rotierend oszillierenden Bürsten auf. (Sicilia 2002, Yaacob 2014: Plaque Index, Gingivitisreduktion) Die Daten weisen eher auf einen Vorteil für rotierend-oszillierende Bürsten. Nachteile der Schallbürsten Bürsten sind nach meiner Meinung der fehlende Drucksensor und die Putztechnik, die mehr einer Bass Technik ähneln sollte. Somit wird eine größere Geschicklichkeit des Anwenders voraus gesetzt.
Wie aus den Untersuchungen von McCracken hervorgeht bringt ein Anpressdruck über 150g keine besonderen Vorteile mehr. Aus eigenen Messungen geht hervor, das Modelle wie z.B. Oral-B 6000 über einen Sensor verfügen, der erst bei ca. 300g anspricht. Neuere Modelle wie z.B. Oral-B 4000 lösen bereits bei 260-270g aus. Im Sinne der Schonung der Gewebe rate ich deswegen die Sensoren bei neuen Modellen selbst zu prüfen.
Zusammenfassend läßt sich meine Frage leider nicht genau beantworten: Es bestehen Hinweise, das geschickte Anwender aktueller EB vielleicht mit einer kürzeren Putzzeit auskommen.
Letztendlich tragen Faktoren wie individuelles Kariesrisiko, genetische Parodontitisprädisposition, Geschicklichkeit des Anwenders bis hin zum Design der Bürsten und Borsten dazu bei das auf der einen Seite die Einschätzung der erfahrenen PASS und des Zahnarztes individuelle Empfehlungen erfordern aber auf der anderen Seite einige neue Studien Aufhellung in das scheinbar so einfache Thema EB bringen sollten. Einige neue Studien wären in Zukunft nötig das scheinbar so einfache Thema elektrische Zahnbürsten zu erhellen.
Autor: Dr. René Gregor, MSc (ÖGP Vizepresident)
Titel-Foto © Shuttterstock/ Raul Topan
Grafik/Abb.1 © Journal of Clinical Periodontology, Vol 30 Issue 5